Am 3. Februar 2020 verstarb unerwartet unser langjähriges Mitglied Friedrich Zirm. Der bekannte Mund- und Zungenmaler, der einen Großteil seines Lebens in Stuttgart verbrachte, war seit 2002 aktives Mitglied und unterstützte aktiv die Gründung des Zentrums Selbstbestimmt Leben unter dem Dach des Vereins.
„Wenn der Körper nicht mehr laufen kann, muss die Seele laufen lernen.“
Friedrich Zirm, Mund- und Zungenmaler, *1963-2020
Friedrich Zirm wurde am 5. Oktober 1963 in Heidenheim geboren und studierte an der Freien Kunsthochschule Nürtingen und anschließend von 1989-1997 an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Zunächst malte und zeichnete er mit dem Mund, er der von Geburt an spastisch gelähmt war und im Rollstuhl saß, drückte es mit seinen Worten so aus: “ Wenn der Körper nicht mehr laufen kann, muss die Seele laufen lernen.“ Betrachtet man seine Bilder, kann man dies durchaus nachempfinden. Friedrich begriff seine Behinderung nicht als Handicap, sie war vielmehr Teil seines Lebens und seines künstlerischen Wirkens, was er auch in vielen seiner Werke zum Ausdruck brachte und damit auch in die Gesellschaft hineinwirken wollte, was ihn durch seine zahlreichen Ausstellungen und Aktionen auch gelang. Erinnert sei hier nur an seine langjährige Zusammenarbeit mit der Drogeriemarktkette dm und deren Gründer Götz Werner.
Eine seiner Ausstellungen in Stuttgart trug den Titel “ Ich bin Kulturarbeiter und Inklusionstäter“. Nichts kann die Intention von Friedrich als Künstler besser umschreiben als dieser Satz. Damit ist auch die Brücke zum Zentrum selbstbestimmt Leben in Stuttgart hergestellt, in dessen Räumen einige Zeit auch Werke, insbesondere Zeichnungen von ihm ausgestellt waren.
Friedrich Zirms Werke sind oft in ihrem Ausdruck radikal und provokativ. Ich persönlich erinnere mich noch gut an den Stand unseres Vereins auf der Landesgartenschau in Ostfildern im Jahr 2002. Dort hatte Friedrich eine Skulptur mithilfe seiner Assistenten erschaffen, die einen nackten Mann in eindeutiger sexueller Position im Rollstuhl darstellte. Dies unterstreicht die radikal-inklusive Position des Künstlers, die wohl sein ganzes Leben prägte. In seinen letzten Lebensjahren spielte gerade der Rollstuhl in seinem künstlerischen Schaffen eine herausragende Rolle. Zuletzt ließ er sich einen sogenannten Malroboter konstruieren, der an einen Elektrorollstuhl erinnert und mit dessen Hilfe er mit dem Mund mit Unterstützung seiner Assistenten auch großflächig zeichnen und malen konnte. Eindrückliche Beispiele von Friedrich Zirms künstlerischem Wirken finden sich auf seiner Webseite.
Auch wenn er sich in letzter Zeit wohl auch aufgrund gesundheitlicher Probleme und stärkerer Beanspruchung vom Vereinsleben und den Aktivitäten des ZsL Stuttgart etwas zurückzog, so bleibt uns Friedrich Zirm als aktives Mitglied und als wunderbarer Mensch in Erinnerung, der uns für die Arbeit als Impulsgeber und Vorbild dienen konnte.
In stillem Gedenken nehmen wir Abschied von einem Freund und langjährigen Wegbegleiter.
Die Trauerfeier und Beisetzung findet am 21. Februar 2020 um 10:00 Uhr auf dem Pragfriedhof in Stuttgart statt.
Stellvertretend für die Mitglieder des ABS ZSL e.V
Friedrich Müller Ulla Kenntner, 1. Vorsitzende ABS ZSL e.V.